Wo stehen wir heute und wie sind wir da gelandet?:

B-Side History

Die Anfänge: Die B-Side retten!

Die B-Side entstand aus einer lebendigen Kunst- und Kulturszene, die seit den 2000er-Jahren ungenutzte Flächen des alten Hill-Speichers am Münsteraner Hafen für Ausstellungen und Veranstaltungen nutzte. Über Jahre der informellen Nutzung hatte sich eine Politik der offenen Tür und eine Kultur des Mitmachens entwickelt. Viele Menschen prägten den Ort und identifizierten sich mit ihm.

2015 drohte dem Gebäude jedoch die Privatisierung: Die Stadtverwaltung plante, den Hill-Speicher an einen Investor zu verkaufen, der Teile des Gebäudes abreißen und einen Bürokomplex errichten wollte. Als Reaktion darauf schloss sich ein schnell wachsendes Netzwerk aus Engagierten zusammen. Ziel war es nicht nur, den Speicher als soziokulturellen Freiraum zu erhalten, sondern auch auf die fortschreitende Gentrifizierung des Hansa- und Hafenviertels aufmerksam zu machen. Die Initiative trat mit einem alternativen Nutzungskonzept an die Stadt heran. Durch zahlreiche öffentlichkeitswirksame Aktionen gelang es, große Unterstützung zu mobilisieren und das Projekt in den politischen Diskurs zu bringen.

Veranstaltung zur Rettung der B-Side

2016: Die B-Side planen & das Quartier aktivieren

Dank einer erfolgreichen Kampagne beschloss der Stadtrat 2016, die weitere Planung gemeinsam mit der B-Side und dem Ruderverein Münster von 1882 e.V. voranzutreiben, welcher ins Erdgeschoss des Hill-Speichers einziehen sollte. Es folgten die Gründungen der B-Side Körperschaften: des B-Side Haus e.V., seiner Tochtergesellschaft B-Side GmbH und des gemeinnützigen B-Side Kultur e.V., welcher das Haus zukünftig mit Kultur- und Bildungsprogrammen beleben sollte.

Um die Kosten für den Umbau zu decken, nahm die B-Side 2016 Kontakt zum Förderprogramm "Initiative Ergreifen" des NRW-Bauministeriums auf. In einem offenen, drei Jahre dauernden Bottom-Up-Prozess entwickelte das Kollektiv ein umfassendes Raum- und Nutzungskonzept, ein Trägerschaftsmodell und Finanzierungspläne, um sich für eine Förderung zu qualifizieren. Diese Arbeit erfolgte unter reger Beteiligung der Stadtgesellschaft und in enger Abstimmung mit Stadt, Land, Wirtschaftsförderung, dem Ruderverein und der Projektsteuerung Assmann. Ende 2017 erhielt das Essener Architekturbüro Heinrich Böll den Zuschlag für die architektonische Planung.

Parallel prägte der B-Side Kultur e.V. mit dem 2016 erstmals stattfindenden B-Side Festival zunehmend das kulturelle Leben im Hansaviertel. Mehrere tausend Besucher:innen erlebten seitdem jährlich ein vielfältiges Programm aus Konzerten, Ausstellungen, Workshops und Diskussionen, das gemeinsam mit der Nachbarschaft gestaltet wurde.

Gleichzeitig setzte die B-Side GmbH mit dem Hansaforum, einem dreijährigen Bürger:innenbeteiligungsprozess, neue Impulse in der gemeinwohlorientierten Stadtentwicklung. Das Format, gefördert vom Bund, aktivierte die Menschen im Viertel, ihre Umgebung selbst mitzugestalten. Der entwickelte Quartier-Gemeinwohl-Index (QGI) diente als Richtlinie zur Förderung von Projekten im Hansaviertel. Bis 2021 wurden insgesamt 250.000 € für gemeinwohlorientierte Vorhaben ausgeschüttet – eine Viertelmillion fürs Viertel! Nach Ablauf der dreijährigen Bundesförderung mit Haushaltsmitteln der Stadt Münster verstetigt.

B-Side Bauausschuss

2020: Die B-Side bauen!

Ursprünglich war geplant, den Umbau zu 20 % durch Direktkredite aus der Bürgerschaft, zu 20 % durch die Stadt und zu 60 % über Landesmittel zu finanzieren. Doch 2020 entschied der Stadtrat, den Bau zu 40 % zu tragen und das Gebäude in städtisches Eigentum zu überführen. Eigentümerin und Bauherrin wurde die Wirtschaftsförderung Münster – in Bauherrengemeinschaft mit dem Ruderverein Münster. Daraufhin wurde monatelang ein Nutzungsüberlassungsvertrag ausgehandelt, der das Verhältnis zwischen der Stadt und der B-Side GmbH regelt – heute ein Mustermodell für ein gelungenes Commons-Public-Partnership (CPP).

Auf dem Höhepunkt der Corona-Krise erreichte die B-Side 2020 viele ihrer bedeutendsten Meilensteine: Die Bewilligung der Landesförderung, die Unterzeichnung des Nutzungsüberlassungsvertrags und die Erteilung der Baugenehmigung. Um Kommunen in der Pandemie zu entlasten übernahm die Städtebauförderung NRW 100 % der Finanzierung des Bauvorhabens und investierte über 7,65 Mio. €. Damit wurde die B-Side eines der größten ehrenamtlich entwickelten soziokulturellen Vorhaben Deutschlands.

Ende 2021 begann der Umbau des Hill-Speichers. Währenddessen zog das Kollektiv in die Zwischennutzung an den Hawerkamp, um den Betrieb weiter vorzubereiten. Krisenbedingtebedingte Baukostensteigerungen zwangen die Stadt 2022 zu einem Nachschuss, da die Kosten auf 9,5 Mio. € stiegen. Um die Kostenexplosion zu begrenzen übernahm die B-Side viele Aufgaben in Eigenleistung: Bodenverlegung, Malerarbeiten und Bauendreinigung wurden durch das Kollektiv selbst umgesetzt.

Die öffentliche Vergabe der Gewerke führte zu Verzögerungen, doch durch das starke Engagement der Wirtschaftsförderung und der Projektsteuerung Assmann, sowie die enge Zusammenarbeit mit dem Ruderverein, konnte das Bauvorhaben Schritt für Schritt vorangebracht werden.

B-Side Kollektiv bei baulichen Eigenleistungen

2024: Die B-Side eröffnen!

Nach Jahren intensiver Arbeit ist es endlich so weit: Die B-Side kehrt zurück an den Hafen – und feiert ihre Eröffnung mit dem B-Side Festival 2024!

Auf 3.500 qm warten ein Veranstaltungs- und Ausstellungsbereich, Gruppenräume, ein Quartierswohnzimmer mit Allmendeküche und eine große Dachterrasse darauf, mit Leben gefüllt zu werden. Dazu kommen ein Bewegungsraum, eine offene Werkstatt, sowie Proberäume, Ateliers und Gemeinschaftsarbeitsräume für kreative und soziale Projekte.

Doch fertig ist die B-Side nie! Sie bleibt ein Mitmach-Ort in kollektiver Selbstverwaltung und es gibt immer viel zu tun! Die Möbel entstehen in partizipativen Workshops – gebaut aus recyceltem Material, darunter der alte Dachstuhl des Speichers. Die B-Side wächst mit allen, die sie mitgestalten. Hast du auch Lust, mitzumachen? Dann komm vorbei, pack mit an oder bring deine Ideen ein!

Dokumentation von Baukultur NRW zur Eröffnung der B-Side

B-Side Festival Eroeffnung